Leseproben
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Daywalker- Erwachen im Dunkeln
Leseprobe
Kapitel 1
Die Stadt, die sich in der Mitte einer weiten, offenen Ebene erstreckte, war von einer Mauer umgeben, die so alt war wie die Geschichten, die die Ältesten am Lagerfeuer erzählten. Diese Mauer, ein beeindruckendes Bauwerk aus Metall und Stein, erhob sich majestätisch in den Himmel und schien die Stadt in eine schützende Umarmung zu hüllen. Ihre Oberfläche war an vielen Stellen von Rost überzogen, ein Zeugnis der Jahre, die sie überdauert hatte. Doch trotz der rostigen Flecken war die Mauer gut erhalten. Man konnte deutlich die Stellen erkennen, an denen sie ausgebessert und immer wieder erweitert worden war, um den Bedürfnissen der wachsenden Stadt gerecht zu werden.

Die Mauer war nicht nur ein Bauwerk, sondern ein lebendiges Zeugnis der Geschichte der Stadt. An manchen Stellen waren die ursprünglichen Steine noch sichtbar, grob behauen und von der Zeit gezeichnet. Andere Abschnitte waren mit neueren Metallplatten verstärkt worden, die im Sonnenlicht glänzten und einen Kontrast zu den älteren Teilen bildeten. Diese Platten waren mit Nieten befestigt, die wie kleine Sterne auf der Oberfläche der Mauer funkelten. Die Ausbesserungen waren mit Sorgfalt und Geschick vorgenommen worden, was von der Hingabe und dem Stolz der Bewohner zeugte, die ihre Stadt über Generationen hinweg geschützt hatten.

Auf der Mauer patrouillierten Wachen, deren Anwesenheit mehr zeremoniell als notwendig war. Ihre Uniformen waren für den heutigen Tag in den festlichen Farben Blau und Weiß gehalten, die in der Sonne leuchteten. Die Knöpfe und Auszeichnungen, waren aus Gold gefertigt und funkelten bei jeder Bewegung der Wachen. Auf ihren Köpfen trugen sie blaue Barette mit goldenen Akzenten, die ihnen ein stolzes und zugleich feierliches Aussehen verliehen. Ihre Schuhe aus schwarzem Lack glänzten makellos und klackerten leise auf dem Metall der Mauer, während sie ihren Weg entlang der Wachtürme gingen.

Die Wachtürme selbst waren strategisch entlang der Mauer platziert und boten einen weiten Blick über die umliegende Landschaft. Jeder Turm war mit alten, aber gut gepflegten Scheinwerfern ausgestattet, die in der Vergangenheit dazu gedient hatten, die Dunkelheit zu durchdringen und Gefahren frühzeitig zu erkennen. Heute waren diese Scheinwerfer mehr Dekoration als Notwendigkeit. Die Waffen, die in den Türmen lagerten, waren Relikte aus einer anderen Zeit, sorgfältig gereinigt und geölt, aber seit Jahren nicht mehr abgefeuert.

Die Mauer war nicht nur ein Schutzwall, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft. An ihrem Fuß erstreckten sich Gärten und kleine Parks, in denen die Bewohner der Stadt zusammenkamen, um die Sonne zu genießen und die Kinder beim Spielen zu beobachten. Die Mauer bot Schatten an heißen Tagen und Schutz vor den Winden, die über die Ebene fegten. Sie war ein Ort der Ruhe und des Friedens, an dem die Menschen sich sicher fühlten und die Sorgen der Vergangenheit vergessen konnten.

In der Stadt selbst herrschte eine Atmosphäre der Vorfreude und des Feierns. Die Straßen waren mit bunten Fahnen und Girlanden geschmückt, die im Wind flatterten und die Stadt in ein Meer aus Farben tauchten. Aus den Garküchen und Ständen stiegen verlockende Düfte auf, die die Luft mit dem Aroma von frisch gebackenem Brot, gegrilltem Fleisch und süßen Leckereien erfüllten. Die Menschen lachten und tanzten zu der fröhlichen Musik, die von überall her zu hören war, und die Klänge von Trommeln und Flöten erfüllten die Luft.

Jung und Alt tummelten sich in den Gassen, ihre Gesichter strahlten vor Freude und Erwartung. Kinder liefen umher, ihre Hände klebrig von Zuckerwatte und anderen Süßigkeiten, während die Erwachsenen sich in Gespräche vertieften und alte Freundschaften erneuerten. Gut genährte Hunde liefen zwischen den Menschen, ihre Schwänze wedelten fröhlich, während sie nach einem freundlichen Streicheln oder einem Leckerbissen suchten.

Hinter der festlich geschmückten Bühne, die für diesen Tag im Zentrum des Hauptplatzes errichtet worden war, saß ein alter Mann. Er war um die achtzig Jahre alt und trug einen festlichen, wenn auch schon etwas abgetragenen Anzug. In seiner Hand hielt er ein paar Zettel, auf denen seine Rede stand. Trotz der fröhlichen Stimmung um ihn herum wirkte er bedrückt. Seine Hände zitterten leicht, und sein Blick war nachdenklich, als ob er in eine ferne Vergangenheit blickte.

Die Menge begann sich vor der Bühne zu versammeln, gespannt darauf, die Worte des alten Mannes zu hören, der in der Gemeinschaft großen Respekt genoss. Er war ein Hüter der Geschichte, ein Erzähler der alten Zeiten, und seine Reden waren stets voller Weisheit und Erinnerungen. Doch heute schien etwas anders zu sein. Eine leise Melancholie lag in der Luft, die nur diejenigen spüren konnten, die den alten Mann gut kannten.

Langsam erhob er sich von seinem Stuhl und trat an das Rednerpult. Die Menge verstummte, und die Musik verklang, als er das Mikrofon ergriff. Ein sanfter Wind wehte über den Platz und ließ die bunten Fahnen leicht flattern. Der alte Mann atmete tief ein und blickte in die erwartungsvollen Gesichter vor ihm.

Er stand da, die Augen voller Erinnerungen, die ihm schwer auf der Seele lasteten. Die Menge vor ihm war still, jeder schien den Atem anzuhalten, als ob sie die Schwere seiner Worte spüren könnten. Seine Stimme zitterte leicht, doch er fand die Kraft zu sprechen.

„Ihr alle kennt die Geschichten über sie“, sagte er und seine Augen wanderten über die Gesichter der Anwesenden. „Aber ich möchte euch heute eine andere Seite von ihr zeigen. Eine Seite, die nur wenige kannten. Sie war nicht nur die Heldin, die ihr alle bewundert. Sie war auch eine Frau mit Träumen, Hoffnungen und einer unerschütterlichen Liebe für die Menschen um sie herum.“

Er machte eine Pause, um seine Gedanken zu sammeln, während die Erinnerungen an gemeinsame Momente seinen Kopf fluteten. „Ich erinnere mich an die Abende, die wir zusammen verbrachten, wenn die Welt um uns herum zur Ruhe kam. Sie hatte diese unglaubliche Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Zeiten Licht zu finden. Sie war mein Anker, mein Kompass, und ohne sie wäre ich verloren gewesen.“

Die Menge lauschte gebannt, einige wischten sich verstohlen Tränen aus den Augen. Der alte Mann spürte die Unterstützung der Menschen um ihn herum, die ihm die Kraft gab, weiterzusprechen.

„Sie hat uns alle inspiriert, nicht wahr?“, fragte er, und ein leises Murmeln der Zustimmung ging durch die Menge. „Ihr Mut und ihre Entschlossenheit haben uns gezeigt, dass wir niemals aufgeben dürfen, egal wie schwer der Weg auch sein mag. Sie hat uns gelehrt, dass Liebe und Mitgefühl die stärksten Waffen sind, die wir besitzen.“

Er hielt inne, um die Emotionen zu unterdrücken, die in ihm aufstiegen. „Heute gedenken wir nicht nur ihrer Taten, sondern auch der Liebe, die sie uns allen geschenkt hat. Lasst uns ihr Vermächtnis ehren, indem wir die Welt zu einem besseren Ort machen, so wie sie es getan hat.“

Er spürte, wie die Tränen in seinen Augen brannten, doch er lächelte durch den Schmerz hindurch. „Für mich war sie mehr als eine Heldin. Sie war meine Frau, meine beste Freundin, mein Ein und Alles. Und obwohl sie nicht mehr bei uns ist, lebt sie in jedem von uns weiter.“

Unerwartet trat er mit diesen Worten vom Rednerpult zurück, doch er wusste, die Erinnerungen an sie, würden ihn immer begleiten, und in den Herzen der Menschen würde sie für immer weiterleben. Während die Menge in ehrfürchtigem Schweigen verharrte kamen zwei Männer um ihn sanft von der Bühne zu führen.
Der alte Mann stand hinter der Bühne, das gedämpfte Licht der Scheinwerfer warf lange Schatten auf den Boden. Er bedankte sich höflich bei den zwei Männern, die ihm geholfen hatten, sicher nach hinten zu gelangen. Ihre Gesichter waren freundlich, und sie nickten ihm ermutigend zu, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben zuwandten. Er richtete seinen Anzug und wischte sich die Tränen vom Gesicht, die er nicht mehr zurückhalten konnte.

Langsam machte er sich auf den Weg nach Hause. Seine Schritte hallten leise auf dem gepflasterten Weg wider, während er tief in Gedanken versunken war. Die Feierlichkeiten um ihn herum, die fröhlichen Stimmen und das Lachen, verschwammen zu einem fernen Murmeln, das kaum in sein Bewusstsein drang. Er dachte an die Jahre, die vergangen waren, an die Menschen, die er getroffen hatte, und an die Momente, die sein Leben geprägt hatten.

Zuhause angekommen, zog er den schweren Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Eingangstür, die aus kaltem Metall gefertigt war. Sie quietschte leise in den Angeln, als er eintrat. Seine Wohneinheit war klein und spartanisch eingerichtet, erinnerte eher an einen umgebauten Bunker, wie die meisten Wohneinheiten in der Stadt. Die Wände waren aus grauem Beton, und die wenigen Möbelstücke waren funktional und schlicht.

Die Glühbirnen an der Decke flackerten ein paar Mal, bevor sie schließlich ein stetiges, warmes Licht verbreiteten. Der alte Mann seufzte leise, als er seine Jacke aufhängte und sich darauf vorbereitete, ins Bett zu gehen. Er trat vor den Spiegel im kleinen Badezimmer, kämmt sein schütteres, weißes Haar und grinste dabei. "Es mussten ungefähr 50 Jahre vergehen, bis wir beide die gleiche Haarfarbe hatten", sagte er zu seinem Spiegelbild, das ihn mit tiefblauen Augen ansah.

Er suchte in diesen Augen nach dem jungen Mann, der er einst gewesen war, nach dem Feuer und der Leidenschaft, die ihn einst angetrieben hatten. Doch die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen, und es war schwer, den Jungen in dem alten Mann zu erkennen. Plötzlich riss ihn ein lautes Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken.

Der alte Mann zuckte zusammen. Er legte den Kamm beiseite und ging langsam zur Tür, seine Schritte hallten leise auf dem kalten Betonboden wider. Wer könnte um diese späte Stunde noch an seiner Tür sein? Er öffnete die schwere Metalltür einen Spalt breit und spähte hinaus.

Vor ihm stand eine junge Frau, die er nicht sofort erkannte. Sie trug einen dicken Mantel, der sie vor der kühlen Nachtluft schützte, und ihre Augen funkelten neugierig und ein wenig nervös. „Entschuldigen Sie die späte Störung“, sagte sie mit einer Stimme, die sowohl Entschlossenheit als auch Unsicherheit verriet. „Mein Name ist Anna. Ich habe Sie heute bei der Gedenkfeier sprechen hören.“

Der alte Mann nickte langsam, öffnete die Tür ein wenig weiter und trat zur Seite, um sie hereinzulassen. „Kommen Sie doch herein, es ist kalt draußen“, sagte er mit einer einladenden Geste. Anna trat ein und sah sich in der spärlich eingerichteten Wohneinheit um. Die Wände waren kahl, abgesehen von ein paar verblassten Fotografien, die an vergangene Zeiten erinnerten.

„Ich hoffe, ich störe nicht“, begann Anna, während sie sich auf den angebotenen Stuhl setzte. „Aber ich wollte mit Ihnen über die Frau sprechen, von der Sie heute erzählt haben. Sie hat mein Leben auf eine Weise beeinflusst, die ich kaum in Worte fassen kann.“

Der alte Mann setzte sich ihr gegenüber und betrachtete sie aufmerksam. „Sie war eine bemerkenswerte Frau“, sagte er leise, während er sich an die vielen Herausforderungen erinnerte, die er über die Jahre mit ihr gemeistert hatte. „Wie hat sie Ihr Leben beeinflusst, wenn ich fragen darf?“

Anna zögerte einen Moment, als ob sie die richtigen Worte suchte. „Ich bin in einer Welt aufgewachsen, die von ihren Taten geprägt wurde“, erklärte sie schließlich. „Meine Eltern haben mir oft von ihr erzählt, von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit. Sie hat uns alle inspiriert, für das zu kämpfen, woran wir glauben. Auch wenn das für meine Generation nie nötig war.“

Der alte Mann nickte, während er Annas Worte auf sich wirken ließ. „Sie hat uns alle inspiriert“, wiederholte er, seine Stimme voller Stolz und Trauer zugleich. „Es ist schön zu wissen, dass ihr Vermächtnis weiterlebt.“

Anna lächelte sanft und fuhr fort: „Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir mehr über sie erzählen könnten. Nicht nur die Geschichten, die jeder kennt, sondern die persönlichen Erinnerungen, die Sie mit ihr teilen.“

Der alte Mann lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss für einen Moment die Augen, während er in die Vergangenheit eintauchte. „Es gibt so Vieles, was ich erzählen könnte“, begann er, als die Erinnerungen an seine Frau lebendig wurden. „Sie war nicht nur eine Heldin für die Welt, sondern auch für mich. Sie hatte diese unglaubliche Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Zeiten Licht zu finden.“
Daywalker- Licht und Schatten
Kapitel 1
Die Nacht legte sich kühl und geheimnisvoll über die Stadt, während der Mond sich hinter einer dichten Wolkendecke verbarg. Nur einige vereinzelte Laternen kämpften tapfer gegen die Dunkelheit an, ihr flackerndes Licht warf tanzende Schatten auf das Kopfsteinpflaster. Der Wind heulte durch die engen Gassen, als wolle er ein uraltes Lied erzählen, und inmitten dieses gespenstischen Konzerts hallten schnelle, leise Schritte wider, die die Stille durchbrachen und eine unheimliche Spannung in der Luft hinterließen.
Die Bücher fest an ihre Brust gedrückt, eilte sie mit schnellen Schritten nach Hause. Ihre Augen huschten immer wieder nervös über ihre Schulter, um sicherzugehen, dass ihr niemand folgte. Jeder Schatten schien sich zu bewegen, und das leise Rascheln der Blätter im Wind ließ ihr Herz schneller schlagen. Die Dunkelheit der Nacht schien sie zu umhüllen, während sie ihren Weg durch die verlassenen Straßen suchte, stets wachsam und bereit, bei dem kleinsten Anzeichen von Gefahr zu fliehen.
Nichts ahnend, dass ihre Verfolger ihr dicht auf den Fersen waren, setzte sie ihren Weg fort, die Schatten der Nacht sie umgebend. Die Gestalten, die sie verfolgten, bewegten sich lautlos und mit einer unheimlichen Entschlossenheit, bereit, ihrer wahren Natur zu folgen. Jeder ihrer Schritte waren präzise und bedacht, als ob sie Teil eines perfekt choreografierten Tanzes wären, der nur darauf wartete, seinen Höhepunkt zu erreichen. Die Dunkelheit war ihr Verbündeter, und sie nutzten sie geschickt, um unbemerkt zu bleiben, während sie ihrer Beute immer näherkamen.
Ein ohrenbetäubendes Pfeifen zischte plötzlich an ihrem Ohr vorbei, und Anna zuckte erschrocken zusammen. Ohne zu zögern, rannte sie los, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Die Dunkelheit schien sie zu verschlingen, als sie durch die leeren Straßen hetzte. Ihre unbemerkten Verfolger hielten inne. Überrascht von der plötzlichen Wendung der Ereignisse, ließen sie von ihr ab und zogen sich so lautlos und geheimnisvoll, wie sie gekommen waren, in die Schatten der Nacht zurück. Anna spürte, wie die Gefahr allmählich hinter ihr verblasste, doch sie wagte es nicht, langsamer zu werden, bis sie die Sicherheit ihres Zuhauses erreicht hätte.
Anna ging ihren Weg immer wieder im Kopf durch, als ob sie eine unsichtbare Karte vor sich ausbreitete. Jedes Mal, wenn sie einen markanten Punkt passierte, murmelte sie leise vor sich hin, um sich zu vergewissern, wann sie wo abbiegen müsste. Die vertrauten Ecken und Straßenschilder waren wie Anker in der Dunkelheit, die ihr halfen, die Orientierung zu behalten. Ihr leises Murmeln war wie ein Mantra, das sie beruhigte und ihr Sicherheit gab, während sie sich durch die nächtlichen Straßen bewegte. Trotz der Anspannung versuchte sie, sich auf die vertrauten Details zu konzentrieren, die ihr den Weg nach Hause wiesen.
Anna kam langsam aus der Puste, doch der Drang, ihre Wohneinheit so schnell wie möglich zu erreichen, trieb sie weiter an. Ihr Herz pochte wild in ihrer Brust, und ihre Füße schmerzten vor Erschöpfung. Mit einem letzten energischen Schritt bog sie um die Ecke und erblickte endlich ihre Tür. Der Anblick war wie ein Leuchtfeuer der Sicherheit, das all ihre Ängste für einen Moment verblassen ließ. Eine Welle der Erleichterung durchströmte sie, und sie spürte, wie die Anspannung von ihren Schultern fiel. Noch ein paar Schritte, und sie würde in der Sicherheit ihres Zuhauses sein, fernab der Schatten.
Anna klemmte die Bücher fest unter ihre linke Achsel und suchte hastig in ihren Taschen nach dem Schlüssel. Ihre Finger zitterten leicht vor Anspannung, als sie endlich den kalten Metallgegenstand ertastete. Mit einem schnellen, geübten Handgriff schloss sie die Tür auf, schlüpfte hinein und drehte den Schlüssel um, um die Tür hinter sich zu verriegeln. In der Sicherheit ihrer Wohneinheit lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür, atmete tief durch und ließ die Anspannung des Abends langsam von sich abfallen. Endlich war sie in ihrem sicheren Hafen angekommen, fernab der Gefahren der Nacht.
Anna strich sich durch ihr langes, braunes Haar und atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. Das Mondlicht fiel sanft durch den Spalt der Vorhänge und tauchte den Raum in ein silbriges Licht. Es war, als ob der Mond sie mit seiner stillen Präsenz trösten wollte, und für einen Moment fühlte sie sich geborgen.
Die Ereignisse des Abends schienen langsam in den Hintergrund zu treten, während sie die Ruhe ihres Zuhauses auf sich wirken ließ. Sie wusste, dass sie hier sicher war.
Anna schaute sich um und stellte erleichtert fest, dass alles an seinem Platz war, genauso, wie sie es verlassen hatte. Die vertraute Ordnung ihres Zuhauses gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Sie ging in die Küche und öffnete eine Kommode, um eine Kerze und Streichhölzer herauszuholen.
Das sanfte Knistern des Streichholzes, als es sich entzündete, und das warme Licht der Kerze, das den Raum erhellte, schufen eine beruhigende Atmosphäre. In diesem Moment fühlte sich Anna endlich angekommen und konnte die Anspannung des Abends langsam hinter sich lassen.
Anna stellte die Kerze vorsichtig auf den Tisch und beobachtete, wie das flackernde Licht sanfte Schatten in den Raum warf. Der Raum war nun erfüllt von einer ruhigen, friedlichen Stille, die sie willkommen hieß.
Mit einem Seufzer der Erleichterung zog sie ihren Mantel aus und hängte ihn sorgfältig an den Haken, bevor sie ihre Schuhe auszog und sie ordentlich beiseitestellte. Barfuß auf dem kühlen Boden stehend, ließ sie die Ereignisse noch einmal kurz Revue passieren. Anschließend ging Anna in die Küche, füllte ein Glas mit frischem Wasser und nahm einen erfrischenden Schluck. Das kühle Getränk half ihr, sich weiter zu entspannen. Mit dem Glas in der Hand kehrte sie zum Tisch zurück und stellte es behutsam zwischen die Kerze und die Bücher die sie zuvor daneben abgelegt hatte.
Zufrieden mit der kleinen Oase, die sie sich geschaffen hatte, ließ sie sich in ihren bequemen Lesesessel sinken. Der Sessel umarmte sie mit seiner weichen Polsterung, und sie spürte, wie die Anspannung des Tages endgültig von ihr abfiel. In der ruhigen Atmosphäre, die nur vom sanften Flackern der Kerze erhellt wurde, konnte Anna endlich zur Ruhe kommen.
Anna nahm die beiden Bücher in die Hand und betrachtete sie aufmerksam. Das Leder, in das sie gebunden waren, zeigte deutliche Zeichen der Zeit – es war alt und fleckig, was den Büchern einen besonderen Charme verlieh. Sie strich mit den Fingern sanft über die Einbände und spürte die Geschichte, die in ihnen steckte. Jedes Fleckchen und jede Unebenheit erzählte von der langen Zeit, die diese Bücher überstanden hatten, und den Geschichten, die sie in sich trugen. Anna liebte es, sich vorzustellen, welche Reisen diese Bücher hinter sich hatten und welche Geheimnisse sie noch zu entdecken hatte. In der Stille ihres Wohnzimmers fühlte sie sich bereit, in die Welten einzutauchen, die zwischen den alten, ehrwürdigen Seiten auf sie warteten.
Anna zögerte einen Moment, welches der beiden Bücher sie zuerst lesen sollte. Vorsichtig öffnete sie sie, in der Hoffnung, einen Hinweis zu finden, der ihr die Entscheidung erleichtern würde. Die Seiten raschelten leise, als sie die Bücher aufschlug, und der vertraute Duft von altem Papier stieg ihr in die Nase.

Im ersten Buch entdeckte sie eine handschriftliche Notiz auf der Innenseite des Einbands, die von einem früheren Leser stammen musste. Die Worte schienen eine Empfehlung zu sein, die auf eine Passage hinwies. Im zweiten Buch fand sie ein Lesezeichen, das an einer Stelle steckte, die offenbar oft aufgeschlagen worden war, was darauf hindeutete, dass hier etwas Wichtiges oder Faszinierendes zu finden war.

Nach kurzem Überlegen entschied sich Anna, mit dem Buch zu beginnen, das die handschriftliche Notiz enthielt. Sie war neugierig, welche Geschichte sich hinter den empfohlenen Zeilen verbarg und was für Abenteuer sie erwarten würden. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen legte sie das andere Buch behutsam auf den Tisch zurück und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das zuvor ausgewählte Buch. Sie lehnte sie sich zurück und begann zu lesen, bereit, sich in eine neue Welt entführen zu lassen.
Während sie las, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, wie das Kerzenwachs langsam an der Seite der Kerze hinunterlief und sich im Kerzenhalter sammelte. Das sanfte Tropfen des Wachses und das flackernde Licht schufen weiterhin eine beruhigende Atmosphäre, die den Raum mit einem warmen, gemütlichen Gefühl erfüllte. Anna ließ sich von der Geschichte fesseln, während die Zeit stillzustehen schien und die Welt um sie herum in den Hintergrund trat. Es war einer dieser besonderen Momente, in denen alles perfekt zusammenpasste und sie vollkommen in der Geschichte versinken konnte.
Ein plötzlicher Knall hallte durch den Raum und ließ Anna zusammenzucken. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und das Buch fiel aus ihren Händen auf den Boden. Für einen Moment saß sie regungslos in ihrem Sessel, während sie versuchte, den Ursprung des Geräuschs zu erfassen. Es klang, als wäre etwas Schweres gegen ihre Metalltür gestoßen. Die Stille, die darauf folgte, war unheimlich, und Anna spürte, wie sich eine Mischung aus Neugier und Besorgnis in ihr ausbreitete.

Langsam stand sie auf, ihre Bewegungen vorsichtig und leise, um keinen Lärm zu verursachen. Sie überlegte, ob sie nachsehen sollte, was den Knall verursacht hatte oder ob es sicherer wäre, einfach abzuwarten. Schließlich entschied sie sich, zur Tür zu gehen, um einen Blick durch den Türspion zu werfen. Mit klopfendem Herzen näherte sie sich der Tür, gespannt darauf, was sie dort erwarten würde.
Durch den Türspion sah Anna nur die vertraute Umgebung, die im sanften Mondlicht lag. Die Schatten der Bäume tanzten leicht im Wind, und alles schien ruhig und friedlich. Erleichtert, aber dennoch wachsam entschied sie sich, die Tür nicht zu öffnen. Der Abend hatte bereits genug Aufregung gebracht.

Langsam und leise trat sie von der Tür zurück, bemüht, keinen weiteren Laut zu verursachen. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Sessel. Dort angekommen, hob sie das Buch wieder auf, das sie zuvor hatte fallen lassen und setzte sich behutsam.
Die vertraute Umarmung des Sessels und das sanfte Flackern der Kerze halfen ihr, sich wieder zu entspannen. Anna beschloss, den Rest des Abends in die Geschichte einzutauchen und die unerwartete Störung hinter sich zu lassen.
Als Anna das Buch erneut aufschlug, fiel ihr Blick auf die handschriftliche Notiz, die sie zuvor entdeckt hatte. Zu ihrer Überraschung erkannte sie die Handschrift – sie ähnelte stark der aus dem anderen Buch, das sie auf dem Tisch liegen gelassen hatte, jedoch mit kleinen Abweichungen. Die vertrauten Schwünge und Bögen der Buchstaben waren da, aber es gab subtile Unterschiede, die ihre Neugier weckten. Vielleicht war es die Handschrift eines anderen Familienmitglieds oder jemandes, der dem alten Mann nahegestanden hatte. Diese Entdeckung verlieh dem Buch eine neue Dimension, und Anna fühlte sich motiviert, tiefer in die Seiten einzutauchen, um die Geheimnisse und Erinnerungen zu entdecken, die möglicherweise für sie hinterlassen worden waren.
Anna hielt inne und betrachtete die Notizen erneut. Zweifel kamen in ihr auf: Waren diese wirklich für sie bestimmt? Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, während sie die handschriftlichen Zeilen studierte. Die Notizen wirkten eher wie persönliche Anmerkungen, die jemand für sich selbst hinterlassen hatte, um Gedanken festzuhalten oder wichtige Passagen zu markieren. Anna fragte sich, ob sie vielleicht zufällig auf etwas gestoßen war, das gar nicht für ihre Augen bestimmt war. Dennoch spürte sie eine Verbindung zu den Worten, als ob sie einen Einblick in die Gedankenwelt eines anderen erhielt. Diese Ungewissheit ließ sie zögern, aber gleichzeitig weckte sie auch ihre Neugier, mehr über die Person hinter den Notizen und deren Beweggründe zu erfahren.
Anna erkannte, dass die einzige Möglichkeit, die Geheimnisse zu entschlüsseln, darin bestand, sich in die Lektüre zu vertiefen. Entschlossen schob sie alle Zweifel und Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die Worte vor ihr. Mit jedem Satz, den sie las, tauchte sie tiefer in die Gedankenwelt des unbekannten Schreibers ein. Es war, als ob sie eine stille Unterhaltung mit jemandem führte, der seine Gedanken auf den Seiten hinterlassen hatte. Diese Entdeckung machte das Lesen zu einem spannenden Abenteuer, und Anna konnte es kaum erwarten, mehr zu erfahren.
Bob der Hausmeister
Der letzte normale Tag
Bob erwachte mit einem Geräusch, das sich verdächtig nach einem sterbenden Staubsauger anhörte – seinem eigenen Röcheln. Die Matratze unter ihm fühlte sich an wie ein klitschnasser Schwamm, was entweder an seinem Schweiß oder an dem verschütteten Bier lag, das er gestern irgendwo zwischen Fluchen und dem dritten Wutanfall gegen die Heizung umgeworfen hatte.

Ein neuer Tag in der Hölle.
Er rieb sich die Augen, griff nach der Packung Tabletten auf dem Nachttisch und stellte fest, dass sie leer war. Verdammt. Wieder so ein Mist, mit dem er sich beschäftigen musste. Die Pillen hielten sein Gehirn in einer brauchbaren Form – oder so behaupteten es zumindest die Ärzte, während sie ihn mit diesem besorgten Stirnrunzeln ansahen. Was bedeutete, dass er jetzt ohne die chemische Unterstützung durch diesen Tag kommen musste. War ja nicht so, als hätte er das nicht schon mal gemacht.

Er setzte sich auf und ließ den Blick durch sein Zimmer streifen. Eine Einzimmerbude, die stank, als hätte hier jemand eine Leiche vergessen. Der Gedanke ließ ihn kurz innehalten. Hatte er? Nein, höchstens eine tote Ratte unter der Spüle, aber für das Aufräumen war jetzt keine Zeit.

Bob griff nach der einzigen Konstante in seinem Leben: Gisbert, sein treuer Pömpel. Jetzt noch still, aber immer da. Die Gummiglocke glänzte im schummrigen Morgenlicht, der Holzstiel fühlte sich vertraut in seiner Hand an. Bereit für einen neuen Tag voller Rohre, die sich so benahmen, als hätten ihre Besitzer nie von Toilettenpapier gehört.
Er stand auf, knirschende Knie, ein Schmatzen von einem nassen Fleck unter seinem Fuß. Kein Blick nach unten, kein neues Trauma gleich am Morgen. Er schüttelte den Kopf, streckte sich einmal knackend durch und zog sich seinen fleckigen Blaumann über.

Dann: Der Hausmeister-Modus wurde aktiviert.

Der Flur roch schlimmer als sonst. Das war keine kleine Leistung, denn normalerweise war das eine Mischung aus alten Katzen, ranzigem Öl und der Verzweiflung gestrandeter Existenzen, die sich in diesem Wohnkomplex niedergelassen hatten.

Aber heute? Es hatte etwas … Modriges. Nass. Faulig.
Bob zog die Nase kraus und stapfte los.

„Herr Knöpfer! Ihre Scheißzeitung liegt schon wieder im Gang!“ rief er, während er über das zerfledderte Papierwerk stieg. Keine Antwort. War zu erwarten. Der alte Sack war taub wie eine Kirchenwand und sowieso der letzte Mensch, mit dem Bob sich freiwillig unterhielt.

Er trat gegen die Zeitung, was keine befriedigende Reaktion brachte, und arbeitete sich weiter vor. Das eigentliche Ziel war der verdammte Abfluss im zweiten Stock. Zum vierten Mal in dieser Woche hatte irgendein Idiot vermutlich Gemüse oder Ratten oder seinen verdammten Frust über das Leben einfach ins Waschbecken gestopft, und jetzt durfte Bob es wieder ausbaden.
Als er die Treppe hinaufging, fiel ihm auf, dass es ungewöhnlich still war. Weniger Türenknallen, weniger Streitereien aus den Wohnungen. Na ja, vielleicht war es einfach so ein Tag, an dem sich alle gegenseitig in Ruhe lassen wollten. Hatte er nicht neulich im Radio von irgendeiner Grippewelle gehört? Scheißegal, solange niemand auf den Teppich kotzte.
Oben angekommen, stand er vor der Wohnung der Problemfamilie. Das Waschbecken-Desaster. Er klopfte, keine Antwort. Klar, niemand öffnete einem Hausmeister freiwillig. Also einfach rein.

Er zog seinen Generalschlüssel hervor, schloss auf und trat in eine Wohnung, die ihn wie der ekelhafteste Atem schlechter Hygiene begrüßte. Der Gestank nach fauligem Wasser vermischte sich mit einem dumpfen, süßlichen Geruch, den Bob nicht sofort einordnen konnte.

„Na super. Hier hat’s jemand mit der Körperpfege auch längst aufgegeben,“ murmelte er, während er die Realität dieser Mieterschaft akzeptierte.

Direkt in der Küche war das Problem: Die Spüle war voller schwarzbrauner Brühe. Blasen stiegen langsam an die Oberfläche, platzten mit einem leichten *Pffft*, als würden sie an seinem Verstand nagen.
Bob seufzte, trat vor und setzte Gisbert an.

„Dann mal ran, Partner. Wieder eine dieser Drecksarbeiten, für die kein Schwein dankbar ist.“
Er drückte.
Saug.
Zog.
Nichts passierte.
Er versuchte es fester.
Saug.
Zog.
Etwas rührte sich. Es machte ein schleimiges Glucksen.

Bob zog die Augenbrauen hoch. „Ach was, du machst Widerstand? Du verdammte, kleine …“
Er riss Gisbert mit voller Wucht zurück.
Etwas kam mit.
Nicht Essensreste. Keine Haare. Kein normaler Küchenabfall. Etwas Weißes, Fleischiges hing am Pömpel, schlaff und tropfend.
Bob blinzelte. Blinkte noch einmal. Es war ein Finger. Ein menschlicher.
Plötzlich Bewegung hinter ihm. Ein Kratzen von Füßen auf Laminat.
Er wirbelte herum. Herr Knöpfer stand in der Tür. Oder etwas, das mal Herr Knöpfer gewesen war.

Seine Haut hatte die Farbe von schlechtem Gulasch angenommen, seine Augen waren trüb, sein Mund halb geöffnet, als hätte er vergessen, wie man ihn wieder schließt. Bob starrte.

„Knöpfer?“
Knöpfler starrte zurück.
Dann bewegte er sich auf Bob zu. Langsam, aber zielgerichtet.

„Knöpfer, ich schwöre, wenn du auf mich drauffällst, weil du dir endlich den Rest gegeben hast, dann—“

Knöpfler fletschte die Zähne. Bob wollte gerade zur nächsten Beleidigung ansetzen, als ihm klar wurde, dass das hier gerade vielleicht nicht sein normales Maß an Wahnsinn war.

Knöpfer wusste nicht mehr, wie man spricht. Er wusste nur noch, wie man frisst.
Bob wich einen Schritt zurück. „Oh, du Scheiße.“

Knöpfer sprang. Bob reagierte aus purem Instinkt. Gisbert traf mitten ins Gesicht. Ein widerliches Knacken. Ein Moment der absoluten Stille. Dann explodierte Knöpfers verdammter Schädel.

Blut, Knochen, dunkle Matsche klatschte an die Wände, an Bob, auf Gisbert.
Bob blinzelte langsam und musterte die rote, noch dampfende Sauerei um sich herum.

„Na ja. Wenigstens ist das Waschbecken jetzt wieder frei.“